Es sind nunmehr gut drei Wochen vergangen, seitdem Onkel Benz zu uns gestoßen ist, und seit zwei Wochen sind wir jetzt auf Achse.
In der ersten Woche waren wir viel mit umpacken und Vorräte (u.a. auch Medikamente für die Malariaprophylaxe) anlegen beschäftigt. Am Ende dieser Woche gaben wir unseren treuen Toyota wieder ab. Adé Mietwagen, adé Klimaanlage… Abends vor der Abfahrt luden wir noch unsere Gastgeberfamilie zu einer kleinen Spritztour in unserem Wagen durch die nähere Umgebung ein.
Schlussendlich verabschiedeten wir uns von Tessa und Andy, ihren drei Kindern Emma, James und Thomas und den beiden Hunden Fred und Frankie und verließen am 06.02. um die Mittagszeit die Gerald Street mit Kurs auf Colchester, am südlichen Eingang des Addo Elephantpark. Hier wollten wir unsere erste Nacht am Sundays River verbringen, um am frühen Morgen den Nationalpark zu erobern. Am Stadtausgang von Port Elizabeth steuerten wir zunächst noch eine Tankstelle an, um Onkel Benz mit 200 Litern Diesel zu versorgen (insgesamt 600 Liter passen in die Tanks). Wir erregten bereits hier großes Aufsehen, gleich drei MitarbeiterInnen drängten sich strahlend um uns und waren amüsiert, das die Betankung durch die geöffnete Wohnraumtür im Bad vollzogen wurde.
Nun lag eine knappe Stunde gut ausgebaute Schnellstraße vor uns, die wir an Steigungen oft auf dem Seitenstreifen befuhren, um andere Autos vorbeizulassen…so viel zu „Schnellstraße“… Die Abzweigung in Colchester war leicht gefunden und beinhaltete lediglich eine Tankstelle, einen kleinen Spar-Markt und die Zufahrt zum Campingplatz. Bei Spar versorgten wir uns noch schnell mit Brot und Gemüse und checkten anschließend beim Campingplatz ein. Dieser unterteilte sich in einen Hauptplatz am Gate mit Stromplätzen und Pool und einem Platz für Individualisten, ca. 3 Kilometer flussabwärts entlang der Dünen. Hier gäbe es nur ein kleines Waschhaus und keinen Strom an den Plätzen.
Da wir nicht zwingend auf Strom angewiesen sind, entschieden wir uns für die Individual-Variante und wurden nicht enttäuscht! Bereits die 3 Kilometer auf und ab durch die Dünen fühlten sich schon „abenteuerlich“ an, und der Anblick am Platz war berauschend…
… und als die Dämmung einsetzte, schon fast kitschig schön…
Wir erkundeten den Platz und stellten fest, das wir, bis auf ein Pärchen mit einem Geländewagen und Dachzelt in weiterer Entfernung, die einzigen Gäste waren. An dem Waschhaus hing folgendes Schild:
Wir vermuteten eine Duschvorhang-Mafia, kamen aber nicht wirklich auf eine Erklärung für den Hinweis. Zwei Tage später, auf einem anderen Platz, ging uns dann doch ein Licht auf. Dank eines ähnlichen, etwas ausführlicheren Schildes wussten wir nun: „Bitte den Duschvorhang während des Duschens nicht aus der Dusche heraushängen lassen, damit das Badezimmer nicht unter Wasser gesetzt wird…“ Hätten wir auch selbst drauf kommen können…
Später gab es noch ein paar Nudeln, Henri zauberte noch schnell (s)einen Tomaten-Mozzarella-Salat (hier mit Feta…),
und wir gingen früh ins Bett.
Am nächsten Morgen funktionierte unser 15 Monate alter Wecker zuverlässig, und so konnten wir den Campingplatz früh verlassen und erreichten 10 Minuten später das Mathyolweni-Gate am südlichsten Ende des Addo Elephant National Park. Hier setzen wir zunächst unseren Plan in die Tat um und kauften eine „Wild Card“, mit der wir ein Jahr lang in 80 Nationalparks im südlichen Afrika ohne weitere Kosten einchecken können. Die Wild Card kostet zwar knapp über 300 Euro (für eine bis zu sieben-köpfige Familie), aber die geplanten zwei Tage Addo hätten regulär bereits über ein Drittel der Kosten für die Wild Card ausgemacht. Einheimische zahlen übrigens nur ein Viertel der jeweiligen Preise.
Das Ausfüllen der Unterlagen brauchte seine Zeit (sämtliche Reisepässe mussten vorgelegt werden), und die eben noch leere Rezeption füllte sich nun stetig….vor allem mit Deutschen. Diese Spezies haben wir in den letzten gut drei Wochen in Port Elizabeth überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
Mit einem kleinen weißen Zettel in der Tasche starteten wir nun in die „Wildnis“…. allerdings nicht ohne eine kurze Visite unseres Fahrzeuges durch einen Ranger. Vermutlich suchte er nach Feuerwaffen.
Es war an diesem Tag heiß und schwül, erwartungsvoll fuhren wir die ersten paar hundert Meter auf einer gut befestigten Sandpiste durch hohes Dickicht und trafen auf Elefanten……kot. Hiervon gab es reichlich, aber von den Verursachern keine Spur. Den Elefantendung darf man, nach Möglichkeit, nicht überfahren, da sich der „Dung Beetle“ um die mächtigen Hinterlassenschaften kümmert…
Der Park ist recht groß, bis zu dem Main Camp im Norden sind es immerhin knapp 40 Kilometer. Direkte Strecke, ohne Umwege über die zahlreichen Loops… und das ganze ja im Schneckentempo. In diesem Camp hatten wir bereits im Vorfeld eine Übernachtung gebucht.
Wir begegneten zunächst nur ein paar weiteren Fahrzeugen, die Tiere ließen noch auf sich warten. Mit und ohne Tiere waren wir mit unserem Gefährt durchaus eine der größeren Attraktionen im Park, besonders die Besucher, die eine geführte Tour im offenen Land Rover gebucht hatten, machten die größten Augen.
Beim ersten Wasserloch gab es dann doch die erste Ansammlung. Wasserbüffel und Zebras erfrischten sich hier, auch ein paar Warzenschweine waren zu sehen. Dieses Wasserloch war mit Stromdrähten so präpariert, das es größere Tiere nicht erreichen konnten.
So ging es nun weiter, und der Park eröffnete durch seine sehr hügelige und abwechslungsreiche Landschaft beeindruckende Ausblicke. Onkel Benz stöhnte bergauf schon etwas, im zweiten Gang kletterte er aber stets zuverlässig. Abwärts half manchmal nur der erste Gang in der Geländeuntersetzung, um die Bremse zu schonen.
Ein Wasserloch später machte der Park seinem Namen nun doch alle Ehre. Levi war schon etwas enttäuscht, schließlich muss man im Addo Elephant Park doch auch Elefanten sehen können…. Und da waren sie nun endlich
Diese Herde entfernte sich gerade von der Wasserstelle, an dieser kehrte aber noch nicht ganz Ruhe ein…. Ein großer Bulle war wohl noch nicht gesättigt und hatte zudem noch einen kleinen Disput mit einem Warzenschwein. Für aussenstehende eine belustigendes Schauspiel.
….und Action!
So eine kühle Dusche hätte uns jetzt auch gefallen!!
Bis zu unserer Mittagspause an einem Picknickplatz – die wir zum Frühstücken nutzen wollten, denn für dieses hatten wir noch keine Gelegenheit – ist nicht mehr viel passiert. Viele Flugakrobaten und viele Erdbewohner – beziehungsweise deren Behausung – konnten wir noch ausmachen.
Kurz nach dem Wasserloch wurden wir dann noch von einer deutschen Reisegruppe, die ich morgens bereits beim Einlass getroffen hatte, und die mit einem Guide und zwei Fahrzeugen unterwegs war, angehalten. Sie erzählten aufgeregt, das sie in der Gegenrichtung Löwen gesichtet haben und beschrieben uns den Weg. Wir entschieden uns aber gegen den Umweg, unsere Jungs brauchten eine Pause.
Etwa überhitzt und ziemlich hungrig erreichten wir den Picknickplatz. Dieser war kreisförmig angeordnet, 10-15 lauschige, fast versteckte Rastplätze säumten den Platz. Jeder hatte einen überdachten Tisch und einen eigenen Grill. Also den Hochstuhl für Fiete ausgepackt, Kaffee gekocht und….da kamen auch schon die ersten Neugierigen. Ein sehr sympathisches junges deutsches Pärchen mit ihrer kleinen Tochter, die ihre Elternzeit für einen Süd Afrika Trip nutzen, beäugten uns und unseren Onkel Benz. Schnell kamen wir ins Klönen, während unsere beiden Großen den Tisch deckten. Gerade als wir nach einer kleinen Begehung aus dem Auto stiegen, stand die Reisegruppe von vorher geschlossen vor uns… auch sie wollten Mal einen Blick riskieren.
Unser dann etwas später gestartete Frühstück wurde von einigen Federviechern beobachtet und durch eine Entdeckung unsererseits auf der Wiese unterbrochen. Dort graste völlig gelassen eine recht stattliche Schildkröte
Wir beendeten alsbald die Pause, nicht ohne noch einige Fragen von weiteren Interessierten zu beantworten und verließen den umzäunten Picknickplatz.
Gut zwei Drittel unserer Tagesetappe hatten wir bereits hinter uns, und so gingen wir den Rest der Strecke gemütlich an. Das nächste Wasserloch mit einer Herde Elefanten ließ nicht lange auf sich warten,
Bald kam das Main Camp in Sicht, und schneller als geahnt erreichten wir wieder die „Zivilisation“. An der Rezeption war ordentlich was los, zum Glück hatten wir schon reserviert und konnten unseren Platz, den letzten freien, beziehen. Das Camp hat einen Pool, der nächste Programmpunkt stand also fest…auch wenn der Fußweg dorthin bei der Hitze etwas erschwerlich war.
Henri und Levi erfrischten sich ganz, wir übrigen zumindest die Beine
Zurück am Platz bauten die beiden Großen die Möbel auf und stellten die Stromversorgung her, in der Zwischenzeit kochten wir in der Nähe gelegenen Camperküche unser Abendessen. Somit konnten wir gleich etwas Gas sparen.
In der Küche kamen wir gleich noch mit einem Niederländischen Pärchen, welches sich gerade auf einer 6-monatigen Weltreise befand, und einer ebenfalls 5-köpfigen Familie mit Kleinstkind und zwei Kindern im Kindergartenalter ins Gespräch, die seit sechs Wochen in Süd Afrika, und seit ein paar Wochen mit einem Wohnmobil unterwegs waren. Tage später stellte sich heraus, das zufälligerweise eben diese Familie für eine Nacht in Port Elizabeth ebenfalls bei unserer Gastfamilie übernachteten.
Am nächsten Morgen leerte sich der Platz etwas, wir hatten bis zum Checkout um 10h genügend Zeit noch in Ruhe zu frühstücken. Wir gingen alles etwas langsamer an, der Tag sollte noch heißer werden als der vorherige. Wir planten nur noch zwei bis drei Loops im Norden des Parks, und wollten ihn dann durch das Main Gate verlassen um außerhalb wieder nach Süden zu fahren.
Es wurde wirklich sehr heiß, die drei Jungs waren allesamt nicht mehr sehr aufnahmefähig. Uns begegneten noch eine Herde Elefanten, viele Zebras, zwei Strausse, ein paar Warzenschweine und – völlig unvermittelt – direkt am Straßenrand ein Wasserbüffel.
Für einen kurzen Moment dachten wir, es sei ein Plastiktier, welches die Parkbetreiber aufgestellt hatten…
Gegen Mittag waren wir bereits wieder zurück im Main Camp und überraschten unsere Jungs, in dem wir direkt beim Pool parkten. In diesem verschwanden wir, bis auf Fiete, diesmal alle.
Der Plan, den Park Richtung Süden, zurück zu dem Campingplatz am Fluss, mal eben schnell zu umfahren, ging leider nicht auf… Bis zum Ort Addo ging es noch auf einer geteerten Landstraße gut voran, dann allerdings mussten wir auf eine ungeteerte Straße abbiegen. Hier war ein schnelles Vorankommen ausgeschlossen, insgesamt eineinhalb Stunden brauchten wir zurück nach Colchester…da hätten wir auch durch den Park zurück fahren können. An dieser Strecke liegen einige Obstplantagen, immer wenn wir Arbeiter passierten, wurden wir herzlich begrüßt!
Es war so heiß, das wir mit offener Dachluke fuhren und uns ständig mit einer Sprühflasche mit Wasser benetzten. Zum Glück schliefen mittlerweile alle Kinder tief und fest.
Zurück in Colchester checkten wir auf dem Campingplatz ein, diesmal für zwei Nächte, und diesmal auf dem Hauptplatz….nahe des Pools. Abends grillten wir, und den folgenden Tag nutzten wir zum spazieren gehen und Henri konnte wieder seinen schulischen Verpflichtungen nachkommen. Morgens trafen wir tatsächlich noch einmal die beiden weltumreisenden Niederländer.
In der folgenden Nacht durften wir ein typisch südafrikanisches Gewitter über uns ergehen lassen….es war sehr beeindruckend und sehr nah…
Am nächsten Morgen verließen wir Colchester und machten uns auf den Weg zum 250 Kilometer weit entfernten East London. 250 Kilometer hören sich zunächst nicht sonderlich viel an, die Strecke war aber doch recht hügelig, so das wir für diese Etappe fast sechs Stunden brauchten. Onkel Benz kämpfte sich, wenn auch zuverlässig, die Steigungen hoch. 20-30 km/h waren keine Seltenheit.. An vielen Steigungen gab es eine zusätzliche Fahrspur, somit stellten wir kein größeres Hindernis dar. An manchen Steigungen gab es diese Fahrspuren nicht. Nett wie wir sind, quetschten wir uns so gut es ging auf den Seitenstreifen, um den nachfolgenden Verkehr vorbeizulassen. Das half aber oft nichts, sobald ein Hintermann Gefahr lief, den Mittelstreifen – zugegebenermaßen eine durchgezogene Linie – nur zu berühren, wurde trotz mangelndem Gegenverkehr lieber nicht überholt, sondern über Kilometer Schleichfahrt inklusive schwarzer Wölkchen in Kauf genommen…. Sooo brav!
Bei Grahamstown verließen wir die N2 und steuerten wieder gen Küste. Die schmalen Straßen nach Port Alfred erwiesen sich tatsächlich als angenehm, da es meist bergab ging – wenn auch manchmal extrem bergab. Da hieß es stets anhalten, Untersetzung rein und im 2. Gang runter.
Kurz vor Port Alfred querten wir den Ort Bathurst. Ein buntes Örtchen mit sympathischen kleinen Café’s und freundlich winkenden Menschen. Am Ortsausgang passierten wir eine gigantisch große Ananas.
Von Port Alfred aus blieb die Küstenstraße für ca. 50 Kilometer in Meeresnähe, wir kreuzten wunderschöne Flussmündungen. Weitere 80 Kilometer ging es wieder etwas ins Landesinnere, häufig funkelten uns hier Ansammlungen von Wellblechhütten an. Eine Straßenkreuzung weckte dann noch besonderes Interesse: hier ging es nach Hamburg!
Nach Orten wie Christmas Rock und Winterstrand erreichten wir nun endlich einen Vorort von East London. Nur noch wenige Kilometer trennten uns von unserem angepeilten Ziel: Nature’s Rest.
An einem kleinen Fluss, kurz vor seiner Mündung ins Meer, gelegen, übertraf dieser Platz all unsere Erwartungen. Es war ein kleines Paradies!